3. November 2017 – 20 Uhr

Foto: Ricarda Alexander- Egge

Die Halligschreiberin liest in Meldorf aus „Handschlag der Tide“ und „Hooger Nüsse“

Ort: „Traumausstatter“,  Süderstr. 9, Meldorf

Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 4 Euro, im Vorverkauf 7 bzw. 3,50 Euro

Vorverkauf ab sofort: 04832 – 4104

Veranstalter: Peter Panter Buchladen und Unternehmen Leselust – Förderverein der Stadtbücherei Meldorf e.V.

„Der Handschlag der Tide regelt das Leben der Frau im Watt. Auf Was­ser kann sie sich verlassen. Der Tidenstrom pendelt wie eine Stockuhr durch ihre Pfahlbauhütte. Unverwüstlich. Höflich mit Handkuss. Stur im Auf und Ab. Der Sonnenaufgang hingegen ist launisch und Seenebel sind hinterlistig.

Oonagh hört den Stillstand der Gezeit und presst Faschinen zwischen die brusthohen Pfähle. Sie befestigt sie mit Spanndraht. Die Alltagswellen beruhigen sich an den Lahnungen und verrennen sich nicht in die Hallig­kante. Das Springhochwasser ist ein Durchzügler wie der Steinwälzer. Sobald die Flut gesättigt ist, löst die Ebbe sie ab. Anders der Mond. Die Halligfrau wacht über störungsanfällige Koloniebrüter. Bei Seichtwasser­tide seihen die Löffler das flache Wasser mit pendelnden Kopfbewe­gungen. Oft verschwindet das Licht unvermutet aus dem Tag. Nie aber fehlt der Scheitelpegel, oder zu Ostern die gefräßigen Ringelgänse. Auch Goldregenpfeifer und Grünschenkel erscheinen pünktlich zum Appell auf der Salzwiese.“ (© Judith Arlt 2017 – Auszug aus „Handschlag der Tide)

„Es folgen viele Montage, die ich mit Nussschalen auf Ockelütz verbringe. Das Schulhaus steht in der Mitte der Hallig, auf der Warft, auf der kein Kind wohnt. Bei Landunter bleiben alle zu Hause. Am Monatsersten bringt Tief Quasim eine afghanische Familie nach Hooge. Die Anzahl der Schulkinder schnellt mitten im Schuljahr in die Höhe. Die Flut hat sich zurückgezogen, nun fällt Regen vom Himmel. Die Nacht bricht ein, ehe die Gäste gewahr werden, wohin sie geraten sind. Die zweitälteste Tochter heißt Modschabi. Am Montagvormittag lernen wir zusammen zählen und rechnen. Dazu schieben wir Nussschalen auf dem Pult hin und her.“ (© Judith Arlt 2017 – „Hooger Nuss“ Nr. 15)